LINUS PAULING DER VISIONÄR

Von Dr. Hans A. Nieper, Hannover

Vor 22 Jahren hat der inzwischen verstorbene Nobelpreisträger Linus Pauling vorausgesagt, was heute eingetreten ist: Eine nicht mehr bezahlbare Kostenexplosion in der medizinischen Behandlung. Auch die Ursache hat er genannt: Der untaugliche Versuch der Pharma-Industrie, mit Giftstoffen Krankheiten zu bekämpfen. Er forderte damals schon die orthomolekulare Behandlung, die er der toximolekularen Behandlung der Schulmedizin entgegenstellte. Dr. Nieper war 1974 Zeitzeuge, als Linus Pauling seine Visionen in Washington präzisierte. Über die immer noch falsche Weichenstellung der Medizinpolitik und andere Fehlleistungen der Schulmedizin berichtet Dr. Nieper hier.

"Für das Frühjahr 1974 wurde ich von der International Academy of Preventive Medicine in das Washington Hilton eingeladen, um dort ein Referat über Mineral-Transport-Substanzen zu halten. Es war eine Tagung, die Maßstäbe gesetzt hat, bis heute. Linus Pauling, Hans Selye, Roger Williams, fast 90, der Vitaminpapst aus Austin, C. Cohen, der Diabetologe aus Jerusalem, Bob McCullough, Weltpräsident der Lions-Clubs und bedeutender Orthopäde, Carlton Fredericks, bedeutendster Schüler von Casimir Funk, der den Begriff "Vitamin" (1922) geprägt hatte. Diese Namen, die heute Geschichte sind, traten mit brillianten Referaten auf. Leon Pomeroy hat einen Verhandlungsband über diese historische Tagung herausgegeben, bei Crune & Stratton in New York.

Auf der Party nach der Tagung kam Dean Burk, Exdirektor des Nationalen Krebsinstitutes der USA und bedeutendster Schüler von Otto Warburg und setzte mich neben Linus Pauling. "Hans", sagte Linus, "Du bist hier der Benjamin, aber glaube mir, alles was in der Therapie und Verhütung der chronischen Krankheiten nicht "orthomolekular" (richtige dem Organismus bekannte Moleküle) ist, wird versagen. Der Mechanismus unserer körperlichen Systeme ist mittelfristig unwillig, um mit nicht-orthomolekularen ("toximolekularen") Stoffen positiv zu reagieren. Die orthodoxe "Schulmedizin" wird versuchen, die Nichtbeachtung dieser Maxime - geboren aus Engstirnigkeit und Ignoranz gegenüber den Naturgesetzen durch den Einsatz von Geld, Forschungsgigantismus und Propaganda zu ersetzen. Dies Unterfangen wird scheitern und zur Ursache einer gewaltigen Kostenexplosion im Gesundheitswesen werden, mit der Folge schwerer sozialer Verwerfungen, Wirtschafts- und Staatskrisen."

"Selbst Industrien, die sich zu riesigen Konglomeraten zusammenschließen, um die Finanzierung toximolekularer, unbiologischer "Medikamente" zu verkraften, werden scheitern. Kein Geld der Welt wäre in der Lage, die Entwicklung von Wirkstoffen aus Hunderten von Millionen Jahren biofunktioneller adaptiver Entwicklung zu kopieren oder gar zu übertreffen."

Und ferner: "Hans, Du bist ja der einzige Arzt unter uns hier am Tisch (die anderen waren theoretische Wissenschaftler), aber Du wirst erleben, dass ich Recht haben werde."

Er hatte Recht, und wie! Linus und ich haben uns danach nie wieder gesehen, aber gelegentlich geschrieben. Ich konnte nachweisen, dass in der Kombination mit Squalen hohe Dosen von Vitamin C (2-8 g am Tag) gegen Herpes und auch bösartige Tumoren wirksam sind, was Linus sehr erfreute und seine Vitamin-C-Theorien bestätigte.

Allerdings sind wir noch einmal gemeinsam in dem TV-Film "Die Gesundmacher" 1988 aufgetreten (Von Klaus Podak, Produktion Bertelsmann, ARD Hessen, 90-min. Version). Gemessen am Briefrücklauf zur Einschaltquote eine der erfolgreichsten Produktionen des Fernsehens überhaupt.

Linus war als Persönlichkeit ein Phänomen. Unglaublich klar, direkt, unkompliziert denkend. Während der extrem schwierigen Konfrontationen, die ich vor allem zwischen 1993 und 1995 mit den Institutionen und Ministerien in Washington hatte, musste ich oft an Linus denken. Neben seinem Nobelpreis für (biol.) Chemie hat er auch den Friedensnobelpreis erhalten, weil er sich unbeugsam für die Einstellung der Nuklear-Bombentests eingesetzt hatte. Von Linus konnte man lernen, wie und unter welchen Voraussetzungen selbst ein Einzelner den mächtigsten Widersacher widerstehen kann.

Unter "orthomolekular" versteht man Eigenschaften von Molekülen, die diese sowohl in ihrer Struktur als auch in ihrer Funktion zum natürlichen Partner biologischer Abläufe machen. Das Gegenteil nennt man "toximolekular". Während orthomolekulare Substanzen fast immer von der "Natur" erfunden worden sind, stammen toximolekulare meist aus Synthesen oder aus unsinnigen Konzentrierungen an sich biologischer Stoffe. Dies trifft z. B.. für manche Interferone und die Interleukine in der Therapie zu. Den Begriff "orthomolekular" hatte ich erstmalig aus dem Mund von Linus Pauling an jenem Abend 1974 vernommen. Ich hatte meine Zweifel, ob sich ein solch anspruchsvolles Wort jemals werde durchsetzen können. Weit gefehlt! Zum Schrecken der orthodoxen Institutionen lernen die Menschen schneller als erwartet. Der Begriff ziert heute schon die Embleme von fortschrittlichen Industrien.

Wie recht Linus Pauling doch hatte. Horrende Krisensitzung im US-Senat, weil über 740 Milliarden Dollars aus der Gesundheitsfürsorge herausgenommen werden müssen. Die Kosten waren explodiert. Linus Pauling hatte es ja vorausgesagt, mit Begründung. In Deutschland ist die Kostenexplosion im Gesundheitswesen eine Dauerherausforderung, ohne dass man je im Sinne von Linus Pauling an die Wurzel gegangen wäre. Dies wird bald erfolgen müssen. Aus Frankreich wird für '94 das atemberaubende Kassendefizit von 30 Milliarden Ffr berichtet, obwohl die Patienten zu erheblicher Selbstbeteiligung gebeten werden!

Das Axiom von Pauling, nach dem nur orthomolekulare Stoffe geeignet seien, um eine längerfristige Therapie erfolgreich zu betreiben, besagt, dass nur solche eine kurative (heilende) Wirkung an den chronischen "Degenerationsleiden" erzielen können, also bei Krebs, Immunleiden, Herz- und Kreislauferkrankungen und den Entkalkungsleiden, die zusammen 90% des Krankseins ausmachen.

Nicht-orthomolekulare Stoffe können niemals Kurativa, sondern nur Korrektiva sein. Sie können keinen echten Gesundheitsgewinn bringen, sondern nur eine erträgliche Balance auf Zeit herstellen.

Eine orthomolekulare Therapie kann nach ihrer pharmakodynamischen Natur möglicherweise erst nach etlichen Jahren ihre Überlegenheit zeigen, jenseits der normalen Beobachtungszeiten klinischer Prüfungen medikamentöser Therapien. Weil die Erkenntnis zur Bewertung einer solchen Langzeittherapie nur empirisch oder retrospektiv reifen kann, wird diese von der "orthodoxen Schule" oft als "unbewiesen", "nicht anerkannt", "nicht erstattungsfähig" usw. diskreditiert.

Diesen orthodoxen Unfug hat der Bundesgerichtshof im Sommer 1993 einen massiven Riegel vorgeschoben, durch die sog. "Aufhebung der Wissenschaftlichkeitsklausel" (23.6.93, IV ZR 135/92). Damit sind therapeutische Handlungen auf empirischer, erfahrungsmedizinischer oder anekdotischer Retrospektiv-Erfahrung denen der mathematisch-Iinearen prospektiven Analyse gleichgestellt. Die "Schule" hatte jedoch nur diese letzteren "anerkannt". Im Klartext: Die Chaos-synthetische Erarbeitung eines Therapieverfahrens ist jetzt der orthodoxen prospektiv-linearen gleichgestellt. Die Anhänger der "Schule" werde wohl erst nach einigen Jahren verstehen, was dies für sie bedeutet. So dummes Geschwätz wie "nicht bewiesen, nicht anerkannt" usw. hat jetzt oft keine Basis mehr, auch nicht vor der Krankenkasse als Exponent des Komplexes "Krankheitskosten".