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Linus Carl Pauling

Linus Pauling
Linus Pauling

Chemiker, Molekularbiologe

* 28. Februar 1901 in Portland (Oregon, USA)
† 20. August 1994 in Big Sur (Kalifornien, USA)

Paulings wissenschaftliches Interesse galt der Erforschung der Strukturen von Kristallen und Molekülen in den Fachbereichen der medizinischen Chemie, der Biochemie und der chemischen Bindung. Seine Forschungsergebnisse auf diesen Gebieten veränderten die Denkweise über molekulare Strukturen von Grund auf. Seine prinzipielle Leistung dabei ist die physikalische Deutung chemischer Strukturen komplexer Substanzen und ihre Anwendung. Dafür erhielt er 1954 den Nobelpreis für Chemie.

Pauling war Sohn eines Apothekers. Er begann im Jahre 1917 seine Ausbildung in dem noch jungen Fach Chemische Verfahrenstechnik am Oregon State College in Portland, die er 1922 abschloss. Anschließend ging er an das California Institute of Technology, wo er als Dozent arbeitete und 1925 promovierte. Ein Studienaufenthalt 1926/1927 führte ihn in die Laboratorien der damaligen Elite der Physik, und zwar zu Arnold Sommerfeld (1868-1951), Erwin Schrödinger (1887-1961) und Niels Hendrik David Bohr (1885-1962). Nach seiner Rückkehr nach Kalifornien 1927 ging Pauling an das California Institute of Technology zurück und arbeitete hier bis zu seinem Tode als Professor für Chemie und chemische Technologie. 1936 bis 1956 war er zugleich als Direktor des Gates and Crellin Laboratories, das dem Technischen Institut angeschlossen war. 1942 bis 1945 war Pauling in der Abteilung für Explosivstoffe der Studienkommission für Nationale Sicherheit, an führender Position tätig, wofür ihm 1948 die Ehrenmedaille des Präsidenten verliehen wurde. 1967 folgte Pauling einem Ruf an die University of California in San Diego. 1969 bis 1973 arbeitet er an der Stanford-Universität in Palo Alto, Kalifornien, wo er 1973 ein eigenes molekularbiologisches und -medizinisches Forschungsinstitut gründete, das Linus Pauling Institute of Science and Medicine, dessen Direktor er ab 1979 war.

Den Nobelpreis für Chemie erhielt Pauling für seine herausragenden Untersuchungen zur Struktur von Biomolekülen, die eine Übertragung seiner frühen Theorien auf kompliziertere Moleküle aus lebenden Geweben beinhalten. So untersuchte er ab 1936 den Blutfarbstoff Hämoglobin und fand 1940 in den roten Blutkörperchen von an Sichelzellanämie Erkrankten eine veränderte Hämoglobinform. 1949 beschrieb er als erster die molekularbiologische Grundlage der Sichelzellenanämie, die eine Variante der Hämoglobinstruktur ist. Dadurch nehmen die roten Blutkörperchen Sichelform an. Durch Sauerstoffmangel kommt es zu schwerwiegenden Störungen wie Verstopfungen dünner Blutgefäße (Infarzierungen) mit entsprechenden Symptomen. Durch diese Entdeckung wurde die Erforschung von Krankheiten auf molekularer Ebene initiiert – ein Wissenschaftszweig, den Pauling ab 1973 auch in seinem eigenen Institut betrieb.

In die frühen 1940er und 1950er Jahre fällt auch Paulings Hypothese, die er aus den Daten von Röntgenbeugungen entwickelte. Danach können Eiweiße in Schraubenform angeordnet sein. Damit bereite er unter anderem die gedankliche Grundlage für die Strukturaufklärung der Desoxyribonukleinsäure (DNS) durch Francis Harry Compton Crick (* 1916) und James Dewey Watson (* 1928) vor, die diese dann 1953 formulierten.

Pauling stellte eine Klassifizierung auf, die drei Verbindungstypen unterscheidet: Ionenverbindungen, kovalente Verbindungen und metallische Verbindungen. Ionenverbindungen sind durch elektrostatische Kräfte bestimmt, kovalente Verbindungen durch zwei unterschiedliche Elektronenzustände in zwei Atomen, die miteinander korrespondieren und metallische Verbindungen sind als regelmäßige Wiederholung kovalenter Verbindungen in allen Punkten des Atomgitters zu verstehen. Seine diesbezüglichen, bis heute gültigen Vorstellungen fasste er 1939 in dem grundlegenden Buch "Die Natur der chemischen Bindung" beziehungsweise 1967 in "Die chemische Bindung" zusammen. Auch seine Lehrbücher vor allem "Chemie" aus dem Jahre 1947 fanden weite Verbreitung.

Zeitlebens hatte Pauling neben seiner Arbeit in seiner kalifornischen Heimat eine Reihe von Gastprofessuren in aller Welt inne. Dazu kamen unzählige Präsidentschaften und Ehrendoktorwürden zahlreicher Universitäten wie zum Beispiel die der Berliner Humboldt-Universität (1959).

Als Pauling nach dem Einsatz der amerikanischen Atombomben am 6. und 9. August 1945 das ganze Ausmaß der Zerstörung der japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki und den unmittelbaren Tod von über 250.000 Menschen erfuhr, galt sein persönliches Streben der Ächtung von Massenvernichtungswaffen. Er wurde bis Lebensende ein entschiedener Gegner von Kernwaffen und aktives Mitglied der internationalen Friedensbewegung. 1958 überreichte er dem damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen Dag Hammarskjöld (1905-1961) einen von 11.000 Wissenschaftlern aus aller Welt unterzeichnete Petition, in der sie den sofortigen Abschluss eines internationale Abkommens zur Einstellung der Atomwaffenversuche forderten. 1959 erfuhr die Weltöffentlichkeit durch Pauling erstmals, dass der radioaktive Fallout aufgrund der Atombombentests fünfmal so stark sei wie ursprünglich angegeben, und er warnte vor der Entstehung von körperlichen Missbildungen und anderen Krebskrankheiten. Für sein Engagement für das Zustandekommen des Atomtestabkommens im Jahre 1962 wurde er 1963 mit dem Friedensnobelpreis (für das Jahr 1962) belohnt.